Ziele und Grundsätze

Ziele und Grundsätze von TrIQ

Unsere Ziele

TransInterQueer bietet seit 2006 vielfältige selbstorganisierte Angebote. Dazu gehören Gruppenangebote, Bildungs- und Aufklärungsarbeit, Beratung und Information sowie politische Arbeit und nationale und internationale Vernetzung zu trans*, inter* und nicht-binären Themen. TrIQ war der erste offizielle Zusammenschluss von trans* und inter* Aktivist*innen in Berlin.

Zielgruppen und Adressat*innen unserer Arbeit sind trans*, inter* und nicht-binäre Menschen und andere Menschen mit Fragen zu Geschlecht oder geschlechtlicher Zuordnung, sowie deren Angehörige bzw. Bezugspersonen. Außerdem adressieren wir Fachpersonen, die beruflich mit trans*, inter* und nicht-binären Personen zu tun haben bzw. deren Arbeitsfelder für die Themen Trans*, Inter* und Geschlecht/geschlechtliche Zuordnung von besonderer Relevanz sind.

Die wichtigsten Ziele unserer Arbeit sind

  • Emanzipation und Sichtbarkeit von trans*, inter*, nicht-binären und queer lebenden Menschen und deren Teilhabe an allen gesellschaftlichen Bereichen,
  • mehr Akzeptanz trans*, inter*, nicht-binärer und queerer Lebensweisen für eine größere Vielfalt an Lebensentwürfen in unserer Gesellschaft,
  • Abbau der Tabuisierung, Pathologisierung und Exotisierung von trans*, inter* und nicht-binären Menschen und allen anderen, deren Geschlecht oder Geschlechtsausdruck (gender expression) von der Zwei-Geschlechter-Norm abweicht,
  • Abbau von Vorurteilen und Diskriminierungen in Bezug auf Körper, geschlechtliche Identität, gender expression und sexuelle Orientierung.

Mehr dazu findet ihr in unserer Vereinssatzung.

Unsere Grundsätze

Wir verstehen uns als Peer-Projekt [1] und setzen uns für die Anerkennung von Peer-Expertise ein.

Wir verfolgen einen nicht-pathologisierenden [2] und nicht-exotisierenden Ansatz in Bezug auf Aufklärung, Beratung und Forschung von und mit trans*, inter* und nicht-binären Menschen.

Wir arbeiten zwar mit Definitionen und Begriffen (z. B. Trans* und Inter* [3]), aber verstehen Sprache und einzelne Begriffe als fluide, zeitlich geprägt und veränderbar. Wir sprechen Personen die Definitionsmacht über ihre eigenen Selbstbezeichnungen zu.

Wir gehen diskret mit den Anliegen der Personen um, die sich an uns wenden, und respektieren ihre Privatsphäre.

Wir unterstützen einen intersektionalen Ansatz in unserer Beratungs-, Bildungs- und Unterstützungsarbeit. Das bedeutet für uns, Mehrfachzugehörigkeiten mitzudenken und Unterschiedlichkeiten in den Lebensrealitäten trans*, inter* und nicht-binärer Personen anzuerkennen, die durch Privilegien und Ausschlüsse entstehen.

Wir positionieren uns gegen jede Form von Diskriminierung und gegen gesellschaftliche Unterdrückungsstrukturen. Wir möchten Ausschlüssen, die durch diese Strukturen entstehen, entgegenwirken.

Uns ist bewusst, dass auch unsere eigenen Strukturen nicht frei von Machtverhältnissen und Diskriminierung sind. Wir verstehen Antidiskriminierung darum als stetigen Reflexionsprozess nach innen und außen, um den wir uns aktiv kümmern müssen und wollen.

Warum Inter* und Trans* in einem gemeinsamen Projekt?

Wir sehen Übereinstimmungen in zentralen Punkten:

  • In unserer Gesellschaft werden prinzipiell nur Männer und Frauen wahrgenommen (und klar voneinander unterschieden), alle anderen Geschlechter werden ausgeblendet. Inter* und Trans* sind Geschlechtlichkeiten, die aus der normativen Zweigeschlechterordnung herausfallen und deshalb strukturell und direkt diskriminiert und marginalisiert werden.
  • Sowohl trans* als auch inter* Personen werden aufgrund ihrer angeblich unpassenden Körper pathologisiert [2]. Hierbei wird ignoriert, dass das Problem in erster Linie ein soziales und kulturelles ist und im normativen Blick unserer Gesellschaft begründet liegt.
  • Sowohl inter* als auch trans* und nicht-binären Personen wird bisher das Recht auf eine selbstbestimmte geschlechtliche Zuordnung, frei von medizinisch-psychologischen Bevormundungen und Pathologisierungen, vorenthalten.

Die Zusammenfassung in einem gemeinschaftlichen Projekt soll nicht spezifische Inter*- und Trans*-Projekte ersetzen, sondern Brücken zwischen verschiedenen Bewegungen bauen, denen es um Alternativen und Kritik an der Zweigeschlechternorm geht, aber auch um die konkrete Verbesserung der Lebenssituationen von inter* und trans* Personen und um die Aufklärung und Information der Öffentlichkeit.

[1] Peer = englisch für „gleichartig“ oder „gleichrangig“, hier bezogen auf Interaktionen zwischen Menschen mit den gleichen bzw. ähnlichen Merkmalen, Erfahrungen oder Lebenssituationen. Peer-Beratung bedeutet z.B., dass ratsuchende inter* Personen von Fachkräften beraten werden, die selbst inter* sind.

[2] pathologisieren = etwas als medizinisch krankhaft oder gestört deuten.

[3] Die Problematik der Kategorien Inter* und Trans* ist uns bewusst. Sowohl Inter- als auch Transgeschlechtlichkeit sind Begriffe, die ursprünglich aus einem pathologisierenden Diskurs stammen. Beides sind zudem Definitionen, die Ausschlüsse produzieren. Sie funktionieren als Abgrenzungen von der Norm (was hier nicht etwa den „normalen Menschen“ meint, sondern das gedachte Prinzip von „normaler“ Geschlechtlichkeit).
Dennoch sind aus unserer Sicht konkrete Bezeichnungen und Definitionen von nicht-normativen Geschlechtlichkeiten sinnvoll. Positiv belegt und als Selbstbezeichnung angeeignet, schaffen sie einen gesellschaftlichen Raum, der sonst in der vorherrschenden Zweigeschlechterordnung nicht gegeben wäre (außer in Form von pathologisierter „Abweichung“).