Berlin, 7. März 2013
In einer Welt, in der nur Männer und Frauen als Geschlechter anerkannt sind, werden alle Menschen, die diese Geschlechternormen nicht oder nur teilweise erfüllen, weitgehend tabuisiert und von grundlegenden Rechten ausgeschlossen. Das Motto lautet hierbei: Was es nicht geben darf, gibt es auch nicht.
Im Berliner Stadtteil Friedrichshain-Kreuzberg soll es in Zukunft in öffentlichen Gebäuden sogenannte Unisex-Toiletten geben. Das heißt konkret, dass es zusätzlich zu den bestehenden Toiletten für Frauen und Männer eine dritte, eine Unisex-Toilette geben soll – sofern genug Platz vorhanden ist. Das ist grundlegend ein guter und wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Durch die Unisex-Toiletten wird sichtbarer, dass es Menschen gibt, für die die Einteilung in Toiletten für Männer und Frauen nicht funktioniert, entweder weil sie sich weder als Mann oder als Frau sehen, oder weil der Toilettenbesuch auf der Toilette des Geschlechts, dem sie sich zugehörig fühlen, ihnen durch diskriminierendes und/ oder gewaltvolles Verhalten unmöglich gemacht wird.
Wir unterstützen den Vorstoß von Friedrichshain-Kreuzberg grundsätzlich und verurteilen die menschenverachtende Berichterstattung und Kommentierung einiger Medien. Sie trägt erheblich dazu bei, bestehende Gewalt gegen trans* und inter* Personen weiter zu schüren, indem sie Menschen aufgrund der Abweichung von einer Norm herabwürdigt und ihnen grundlegende Rechte abspricht.
Bei der Frage um Unisex-Toiletten geht es um das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Diese ist auf in „Männer“ und „Frauen“ unterteilten Toiletten nicht gegeben. Es besteht die Gefahr, dass von der Norm abweichenden Menschen verbale und körperliche Gewalt angetan wird. Diese gehört ohnehin (nicht nur im Bereich von Toiletten) zum Alltag vieler Menschen, die sich außerhalb oder zwischen den gesellschaftlich anerkannten Geschlechtern „Mann“ und „Frau“ bewegen oder denen die Zugehörigkeit zu einem der beiden Geschlechter abgesprochen wird.
Trans* und Inter*-Lebensweisen werden mit den Unisex-Toiletten öffentlich sichtbar. Zugleich kann das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass etwas, das für viele Menschen üblich und unproblematisch ist, noch lange nicht für alle Menschen gut ist. Die zusätzliche dritte Toilette stellt in unseren Augen sicher noch nicht die ideale Option dar, sie ist aber ein erster Schritt in eine richtige Richtung und macht Toiletten in öffentlichen Gebäuden etwas barrierefreier. Zudem regt sie die Diskussion an, dass Barrierefreiheit mehr bedeutet, als rollstuhlgerechte Toiletten einzurichten. Trotz allem bleiben die geplanten Unisex-Toiletten als Zusatz zu den beiden bisherigen Toiletten auch nur ein Zusatz zu der bestehenden zweigeschlechtlichen Einteilung und stellen die normative Einteilung in zwei Geschlechter nicht grundlegend in Frage.
Pressemitteilung von TrIQ zu den geplanten Unisextoiletten in Friedrichshain-Kreuzberg [pdf]