Richtigstellung zur Change.org Kampagne "WHO: Transsexualität ist keine psychische Krankheit"

Die ursprüngliche Anfrage von change.org wurde beantwortet von ATME und TrIQ.
ATMEs Textvorschlag wurde von TrIQ kommentiert, u.a. mit Verbesserungsvorschlägen, die der deutschen Situation gerecht werden, insbesondere die Forderung nach Abschaffung der psychischen Krankheit “Transsexualität” unter Gegenforderung der bleibenden Kostenübernahme. Bspw. wurde der Hinweis auf die Streichung von Homosexualität aus dem ICD von uns als nicht besonders hilfreich eingeschätzt und kommentiert. Unser Einwand: Homosexuelle können ganz für sich allein homosexuell sein, viele/die meisten trans* Menschen brauchen/wollen jedoch medizinische Unterstützung. Ist Transsexualität erstmal ersatzlos aus dem ICD gestrichen, entzieht das dem deutschen Gesundheitssystem die Grundlage der Kostenübernahme. Wir forderten daher eine differenziertere Anpassung einiger Formulierungen an die deutsche Situation. Daher war es uns wichtig, die Grundforderung der Kampagne zu schärfen und trans* Menschen nicht länger als psychisch krank zu sehen.
Die textlichen Verbesserungsvorschläge wurden innerhalb von TrIQ und mit dem AK TSG Reform, darin über 30 weitere Einzelpersonen und Gruppen, abgesprochen, ehe TrIQ sie an ATME _und_ change.org schickte.
Danach war Funkstille, weder ATME noch change.org meldeten sich bzgl. TrIQs Verbesserungsvorschlägen zurück und auf einmal *schwups* war die Petition unter dem Label von ATME online! Ohne TrIQ Rückmeldung zu den Verbesserungsvorschlägen bzw. Gelegenheit zu weiterer Mitwirkung gegeben zu haben.
Daraufhin hat sich TrIQ mit Verwunderung darüber bei change.org gemeldet und es brauchte mehrere Emails inkl. zur Zentrale, um überhaupt wieder die Aufmerksamkeit von change.org zu erlangen.
In einem Telefonat hatte TrIQ change.org noch mal zu verdeutlichen versucht, was das inhaltliche Problem mit der Kampagne ist (gefährlich, da zu undifferenziert), und dass wir auch nicht erfreut darüber waren, nichts mehr gehört zu haben, nachdem wir soviel Zeit und Energie in die Mitarbeit gesteckt hatten. In dem Telefonat hatte sich change.org dafür entschuldigt und vorgeschlagen, den Text nachträglich zu ändern. Diese Idee kam nicht etwa von TrIQ. TrIQ wurde deswegen von change.org erneut aufgefordert Verbesserungsvorschläge zu dem bereits hochgeschalteten Text zu unterbreiten. Das haben wir in vorsichtiger Weise getan, ohne zu stark in den Inhalt einzugreifen, damit sich die Unterstützer_innen weiterhin damit identifizieren können. Lieber wäre uns gewesen, man hätte sich gleich mit unseren ersten Verbesserungsvorschlägen befasst. Wir würden eine Kampagne, die besser formuliert ist, die nicht so leichtfertig mit den Gesundheitsbedarfen von trans* Menschen umgeht, und diese nebenbei bemerkt durch die fortwährende Bezeichnung als “Transsexuelle” weiter pathologisiert, gerne unterstützen. Ob und wie Kampagnen, die bereits online sind, nachträglich geändert werden können, diese Entscheidung haben wir uns nicht angemaßt, sie liegt allein bei change.org.
Jetzt behauptet ATME [Facebook LINK], TrIQ würde trans* Menschen als krank sehen, bzw. sich auf eine Kampagne “drauf setzen”, gar bereits abgegebene Stimmen “missbrauchen” wollen. Beides entspricht nicht der Wahrheit. Das Gegenteil ist der Fall: ATME hat sich eine Kampagne angeeignet und es zusammen mit change.org nicht geschafft, sich mit weiteren Stimmen aus der Community auseinander zu setzen.
TrIQ hat zu keiner Zeit behauptet trans* Menschen seien krank! Wer das behauptet, verleumdet und versucht die Szene zu spalten. TrIQ weigert sich jedoch unter verkürzten effekthascherischen Slogans zu operieren, die die gesundheitliche Situation von trans* Menschen in Deutschland eher gefährden statt sie zu verbessern. Auch wir wissen und arbeiten seit Jahren dafür, dass trans* Menschen nicht länger als psychisch krank behandelt werden. Wir treten glaubhaft und in Zusammenarbeit mit vielen anderen Gruppen für Selbstbestimmung und Entpsychopathologisierung ein — vgl. das TSG Reformpapier: www.tsgreform.de. Wir finden das Thema zu wichtig, um leichtfertig damit umzugehen und alleine — ohne ausreichende Absprache im Vorfeld — damit voran zu preschen. Wir wollen auch keinen Streit zwischen Gruppen, sondern endlich deutsche Gesetze und Gesundheitsstandards, die allen hier lebenden trans* Menschen ein Leben in Selbstbestimmung und Würde und unabhängig von ihrer finanziellen Situation ermöglichen.
TransInterQueer e.V.
Berlin, 6.12.2012
 
Die Richtigstellung steht hier auch zum Download bereit: pdf-Datei